Unendlich Blau

„In den Werken von Andreas Kuhn spielt Blau eine zentrale Rolle, auch dort, wo es nicht offensichtlich ist. Besonders intensiv entfaltet Blau seine Kraft in den Bildern "Im Lichte der Unendlichkeit I und II" sowie in "Heaven at work VII und IX". Der Klarheit und Farbtiefe von Blau kann man sich im Betrachten kaum entziehen. Beim Durchgang durch die Bildserien verwandelt sich Blau zu höchst unterschiedlichen Farbqualitäten.

Blau kann sich mit Grau- und Grüntönen zu bedrohlicher Dunkelheit verbinden. Es wölbt sich auf, es greift aus und zieht anderes in seine eigene Dunkelheit hinein. Es stößt ab und ängstigt, es befremdet und lässt einen im Ungewissen.

Blau kann durchscheinend werden hin auf helle Farben, auf Gelb und Hellrosa, Lichtes und Zartes. Wenn es beinahe durchsichtig wird, entstehen Farbgebilde von zauberischem Schimmern (Im Lichte der Unendlichkeit VI).

Blau bringt andere Farben zum Leuchten (Im Lichte der Unendlichkeit II). Besonders spannend zu sehen in den Bildern, in denen Blau, Rot und Gelb sich kontrastreich steigern. Diese Bilder kann man auch als Studien verstehen, wie sich die Wirkung dieser Farben aufeinander verändert, je nachdem ob diese Farben als helle oder dunkle Farbtöne auftreten. Ohne sich zu vermischen überlagert Blau dabei oft den Farbton Rot und bringt so besondere Bildverdichtungen hervor.

Blau weckt Himmelsbilder und Meeresblicke, Wolkenformationen und Schneelandschaften. Assoziationen von kraftvoller Freiheit, von Aufbruch und fernen Reisen bestürmen die Betrachterin. Mit Blau lässt sich sehnsuchtsvoll träumen. Fliegend, segelnd dem Horizont entgegen. Blau ist aber auch die Farbe des Geistigen, der Mystik und des Geheimnisses. Für viele Mystiker fanden die eigentlichen Reisen und Aufbrüche innen statt, um dann das Leben zu verwandeln.

Diese naturlandschaftlichen und symbolischen Assoziationen drängen sich bei Andreas Kuhn nie in den Vordergrund. In den Werken von Andreas Kuhn bildet Blau mit anderen Farben immer eine malerische Farblandschaft als eine eigene erfahrbare Wirklichkeit. Diese durch vielschichtige Mal-Prozesse hervorgebrachte Wirklichkeit zielt darauf, kreative Wahrnehmungsprozesse bei der Betrachterin anzuregen. Die Dynamik des Bildgeschehens kann den Betrachter in Bewegung bringen, seine Phantasie und seine Visionen. Vielleicht auch, um Heaven at work im eigenen Leben zu entdecken.“

Prof. Dr. Miriam Rose, Friedrich-Schiller-Universität Jena
(aus „Im Lichte der Unendlichkeit”, Ausstellungskatalog Jena, 2015)

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