Unendlichkeit der Kunst

„Für die Romantiker wird der Bezug auf das Unendliche wesentlich für das Menschsein. Kunst und Poesie sind unendlich. Insofern ist die Auseinandersetzung mit dem Unendlichen in Andreas Kuhns Kunstwerken ein wahrhaft romantisches Moment; dabei geht es auch immer um die Unendlichkeit der Kunst. Die Romantiker verstehen das Unendliche als einen unabgeschlossenen und unabschließbaren Prozess, als ein ewiges Werden. Das Kunstwerk entfaltet Unendlichkeit, indem es unendliche Deutungen ermöglicht und hervorruft. Im Erleben und Interpretieren hat so jeder Betrachter an der Unendlichkeit des Kunstwerks Teil und bringt sie mit hervor. Im Lichte der Unendlichkeit bezeichnet auf diese Weise auch den Erlebnis- und Interpretationsprozess, den das Kunstwerk initiiert und der zu ihm gehört.

Die Anspielung des ∞ in den Bildern Im Lichte der Unendlichkeit steht in seiner Abstraktheit im Gegensatz zur Fülle der erlebbaren Farbereignisse, die zwar im einzelnen Bild physisch begrenzt sind, nicht aber in der Imaginationskraft und der Interpretationsfreiheit der Betrachterin. Auch hier thematisiert sich also der Gegensatz von Endlichkeit und Unendlichkeit. Wenn man etwas erlebt und dann ins Imaginieren kommt, dann mag man vielleicht sogar ausrufen: endlich unendlich! “

Prof. Dr. Miriam Rose, Friedrich-Schiller-Universität Jena
(aus „Im Lichte der Unendlichkeit”, Ausstellungskatalog Jena, 2015)

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